RICHARD SCHAUKAL
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1908
BEI GEORGMÜLLEIC
MÜNCHEK^LEIPZIG
THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
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OTTOHARRftSSOWITZ
BUCHHANDLUNG
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UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY AT URBANACHAMPAIGN
MAY 5li
flAY 10
L161 — O-1096
RICHARD SCHAUKAL
BUCH DER SEELE
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RICHARD SCHAUKAL
BUCH DER SEELE
MÜNCHEN UND LEIPZIG
BEI GEORG MÜLLER 1908
Gedruckt in 750 numerierten Exemplaren, davon 35 vom
Dichter signierte auf Van Geldern
Nr.
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Neue Gedichte
c5
78.'il0(>
Wilhelm Raabe
in Liebe und Verehrung-
Ich gehe, gehe von mir fort,
kann mir dodi nicht entgehn.
Ich sage : Sieh, das war ich dort,
und kann es selbst nicht sehn.
AN DEN HERRN
Du, in den wir münden,
du, aus dem wir erwacht;
wer, wer darf dich verkünden,
der du dich selbst erdadht!
Der du über den Zeiten
thronst in UnendUchkeit,
über die Meere gleiten
Schatten von deinem Kleid.
Tage und Nächte sdileichen
unten an seinem Saum.
Erblühen und Verbleichen
gabst du uns als Traum.
R. Schaukai, Gedichte
MEINER MUTTER
Weisst du, dass von allen Zweigen
meines Lebensbaums
dir zu Danke Lieder steigen
in das Blau des Raums,
wo der ewige Erhalter,
der sie lächelnd lenkt,
all die Vögel und die Falter
seinen Engeln schenkt?
Und so sdiwirrts von bunten Sdiwingen
um die selige Schar,
und ihr Sdiweben wird ein Singen
eingestimmt und klar.
Und es drängen sidi die Engel
durch das Himmelstor,
Kopf an Kopf wie Lilienstengel
beugt sidi forschend vor.
Ihre Fittichsdiultern gleiten,
schimmernd Elfenbein,
dann zum Thron der Benedeiten
in der Glorie Sdiein.
Sanft den jubelnden Verkiindern
wehrt die reinste Magd,
und die gnadevoll uns Sündern
Gott geboren, sagt:
Lange weiss die wundergute
Erdenkunde sdion,
der im Sdimerzensdiosse ruhte
todesbleich der Sohn.
Als ein Ohr der Kindesklage,
Kindesglücks der Welt
bis ans Ende aller Tage
hat Er midi bestellt.
AN MEINE FRAU
Lass, Vertrauteste, zusammen
uns den steilen Pfad ersteigen:
meine Sehnsucht wird in Flammen
wallend uns die Wege zeigen.
Sdiatten sdileichen in den Talen,
drücken auf die dumpfen Tage.
Mich verlangt nadi heissen Strahlen,
der ein heisses Herz ich trage.
Nebelt's gleich aus sdiroffen Schrunden,
spreizen sich die Hindernisse:
unter Hängen, neben Schlünden
wag ich mich ins Ungewisse!
ERWARTUNG
Dumpfes Drängen, trübes Wähnen,
welkend schleifts ein müder Wind,
dodi idi lausche durch die Tränen
Schritten, die noch ferne sind."
Einen Schatten seh ich steigen,
eine Stimme hör ich nahn:
aus mir selbst midi vorzuneigen,
treibt es mich, ihn zu empfahn.
Und nun hält er an der Schwelle,
und da klopft er schon ans Tor:
lodernd schlägts in Flammenhelle
über meinem Haupt empor.
FRUHLINGSAHNEN
I
Schon will sich Frühlingsahnen
aus tiefster Brust erheben,
die lauen Lüfte mahnen
an seligstes Erleben.
Schon zeichnen sich die Bäume
weicher am Himmelsrande.
Sehnsüchtig schaun die Träume
nach dem gelobten Lande.
n
Was will das bange Drängen
in meiner Brust,
in Schwellen und Verengen
die wehe Lust,
die mir das Herz, die Kehle
vor Horchen sdinürt?
Hat einen Hauch die Seele
vom Lenz verspürt?
MÄRZ (Kinderlied)
Die Dädier spiegeln blank,
von allen Rinnen klopfen
die trommelnden Tropfen.
O heller Klang!
Was willst du, junger Wind,
mit deinem wilden Wehn?
Lass mich entgegengehn
dem Frühlingskind!
8
SCHÖPFUNG
Du kennst des Werkes widriges Versagen:
wies ungewiss im Busen dir gewittert,
<lein innrer Bau von Wehen wankend zittert
und alle Worte zögern und verzagen.
Du gehst ein Fremder durdi die Zeit. Es klagen
Gedanken dir, vom Ganzen abgesplittert,
dein Sehnen vor, das dich zuletzt erbittert;
du willst zermürbt dich seiner sdion entschlagen —
da ballt verdichtend sidi die schwangre Schwüle,
die Welt verfinstert unter ihrem Schatten,
mit eins zerreisst ein Blitz, ein flammend greller,
donnernd das Dunkel; schnell und immer schneller
^trömts regenrauschend auf ergrünte Matten,
und farbig schwebt ein Bogen durch die Kühle.
IN DER HEIMAT
Warum dies Traurigwerden
dort, wo die Sehnsucht weilt?
Bin ich denn hier auf Erden
nie ganz und ungeteilt?
Kann ich nicht stille kauern,
tief in mich selbst gebückt,
in Seligkeit und Schauern
mir und der Welt entrückt?
Muss ich mir selbst gestehen
stets meine arme Qual,
in Lidit und Ruhe sehen
als ins entfernte Tal,
dahin ich nie gelange?
O Seele, wirst du nie
durchbrechen diese bange
Schale? O fiele sie!
10
SURSUM
Empor zur sternbesäten Weite
wag wieder deinen fernetrunknen Flug!
Schon steht der gute Geist dir freundlich an der Seite,
der auf dem starken Nacken sonst dich trug.
Verlass den Strand, der murmelnd deinen Füssen
Welle auf Welle sterbend angespült.
Die dich erwarten, wollen dich begrüssen!
Lass aus dein Herz, das wieder Flügel fühlt!
11
SOMMERS EINZUG
L^eug, o Lenz, den weissen Nacken:
*— ^ sieh, ein brauner Herrscher naht
dem Gefilde reicher Tat;
stolz im Scharlach der Schabracken
windet sidi der Zug in Zacken
ragend über schwanke Saat.
Längst schon stieg den Himmelsbogen
glühend dein Gestirn hinauf.
Deine Hirten sind verzogen,
deines Flusses flüchtige Wogen
sdi äumen schwalbenüberflogen
zu den Rosenbüschen auf.
12
WOLKEN
Im Grase lieg idi hingestreckt
und blinzle hoch ins Blau,
wo Wolken wandern windgeschredct,
und denke nichts und schau
und sdiau nur immer immerzu:
wie wird mir doch so weit,
als hielt ich meine gute Ruh
schon über aller Zeit . . .
13
MOZARTS SPINETT
Dem schmäditigen Gerät zum ersten Male
ist lieblich läutend Glockenklang entquollen:
Tropfen, die perlend bald im Becken rollen,
bald lauter plätschernd in basaltner Schale
vom Rande rinnen, blitzender Opale
träufelnde Reihen, bald in einem tollen
trommelnden Tanze stürmen, bald vom vollen
Winde gewiegt in Schleiern wehn zu Tale.
Und wie das Mondlicht blaue Silberseiden
über den Rasen rings um die Fontäne
flutend verflicht, erweitert sich die Szene:
der Fluss erglänzt metallen unter Weiden,
aus weisser Götter schweigenden Verstecken
flackert Geflüster längs den Taxushecken.
14
ENGLAND
Weiss im grellen Mittagleuchten
stieg es aus den Schimmerfluten,
wuchs in drängenden Minuten,
und ich sahs mit heimwehfeuchten
landungbangen stummen Augen.
Und es war, als ob mein Leben,
das ich, einem neuen Sterne
mich vertrauend, tauber Ferne
trotzig zwingend wollte geben,
traurig mich mit stummen Augen
fragte: Kannst du mir entrinnen . . .?
15
LANGE ZEIT
I ange Zeit im lauten Leben
^— * war ich von den Ahnungslosen
einer, der, dem Hauch der Rosen
und dem kühlen Licht der Sterne
träumend sich dahinzugehen,
ohne Ziele, ohne Ferne,
lächelnd bald und bald verdüstert,
zärtlich vom Versteck umflüstert,
als ein Dauerndes empfunden.
Doch es kamen dunkle Stunden,
die den Himmel rings verstellten,
also dass ich heimlich bangte,
nach den schimmernden Gezeiten,
nach den Wäldern, Aun und Matten,
Seen und Gärten mich verlangte
unter ihrem kalten Schatten.
Und ich fühlte mich versinken
tiefer stets in Dämmerungen,
sah vom Abgrund hoch am Rande
weisse gute Hände winken,
wie wenn Schiffe sich vom Strande
mit gefüllten Segeln heben,
und du beugst, vom Schwall Umschwüngen
gelber Wogen, dich enteilend
noch in stummem Gruss hinüber,
einmal noch im Gruss hinüber,
wo die weissen Tücher schweben . . .
16
DER WIND
Manchmal wirft sich der Wind
wild an die Fensterscheiben:
er ist zottig-schwarz und blind.
Dann wieder treiben
fern-fernste Wolken am Himmel hin dradien-
geschwind :
nirgend kann er bleiben.
Er donnert heulend ums Haus,
springt tief ins Wasser und wirbelt zu Tal.
Dann dehnt er sidi aus
und rast, ein flammendes Fanal,
hoch über alle Wälder in die Nacht hinaus.
Mandimal schauernd im Baum
hoch am Mittag lässt er die Blätter schwirren
leise zärtlidi: man hört es kaum,
es ist wie ein Heimatirren,
ein längst geträumter Traum.
2 R. Schaulcal, Gedichte 17
HOCHSOMMER
Nun hat der Sommer sich im Grünen
gelagert, stützt das Träumerhaupt
in die gebräunte Hand. Belaubt
sieht er in fernste Fernen Ast
an Ast, bis wo die weissen Dünen
die nie beruhigte See bestürmt
mit ihren schäum- und trotzgekrönten kühnen
tobenden Kindern. Hodi im Westen türmt
gewaltig sich die schwarze Wolkenwand .
Ihn schläfert. Müde sinkt sein Lid.
Die Schwalben kreisen. Magisch glänzt das Land .
Der Frösche Nachtgesang erhebt im Ried
sich leiseschwellend. Kühler streicht ein Hauch.
Friedlich aus allen Hütten kräuselt Rauch,
verschwebt in Schleiern und versdiwimmt im Glast
der tiefern Sonne. Hoch im Dorf beginnt
die Glocke, die den Abend überspinnt . . .
Der Abendstern steigt auf, und sadit
verbreitet sich die Nacht.
18
WALDWEBEN
Vom Quell die Kieselkühle
haucht mir entgegen. Warm
aus schwebender Mittagsschwüle
tret ich, den Stock im Arm,
ins grüne Dämmern. Leise
den moosigen Weg entlang
die alte Waldesweise,
der rauschende Gesang.
Zitterndes Sonnenflimmern
spinnt sidi von Zweig zu Zweig,
zwischen den Sdiatten sdiimmern
Goldkringel auf dem Steig.
Da sind die durstigen Farren,
da sind die Falter von einst . . .
Du Spur von knarrenden Karren,
wie du bekannt mir scheinst!
Du flatternde Waldesseele
voll Märchenheimlichkeit —
was würgt mir in der Kehle!
Das war vor langer Zeit ...
19
DER NACHEN
Nun ist die Nacht gekommen
mit sanftem Schritt.
Die lautlos rings erglommen,
die Sterne bringt sie mit.
Schon hält ein stiller Nadien
am schwarzen Strand:
steig schwankend ein, erwachen
wirst du im fernen Land.
20
SCHLAFLOSE NACHT
Wer schlaflos liegt und horcht hinaus:
die Nadit ist gross und grauenhaft
und wallt in Dunkelheit und sdiafft,
die Welt braust sidi in tauben Ohren aus . .
Wer schlaflos liegt und hält sein Herz,
das auf den Flügeln schwüler Sucht
ins Ungewisse will der Flucht:
es kann nicht mehr vor dumpfem Schmerz . .
Wer schlaflos liegt und fühlt: sein Haus
versinkt in Tiefen und ertrinkt,
dann aber breitet schwer sich aus
ein flimmerndes Dämmern, das Erlösung bringt
und zögert lang und dehnt sich weit
und ist voll Angst und Traurigkeit ...
Wer schlaflos liegt und horcht hinein
in seine stumme Mensdienpein :
was warst du dodi, was bist du noch!
Bist dus, der frierend sich verkrodi
vor Gott, o Mensdi, dem's wieder Tag,
Tag harter Sorge werden mag?
21
AN DIE SCHÖNHEIT
Ich möchte die Sdiönheit in midi trinken,
die Schönheit, die schon meiner harrt.
Wo bleibst du, sagt sie, ich steh erstarrt,
und ich will erweichen und will versinken
in eine lebende Gegenwart,
ich will in einen untertauchen,
der mich nidit allen andern zeigt,
der mich verschlingt und mich versdiweigt,
aus seinem Atem will ich haudien
und wie vergangen in ihm ruhn,
auf dass er mich erst wieder dichte,
ich will in seinem Augenlichte
und auferstehn in seinem Tun.
Denn diese, die da suchend schleichen,
sich bücken, näher mich zu sehn,
und midi umwandeln auf den Zehn,
midi messen und mit sich vergleichen,
ach, alle diese sind wie Diebe,
ihr Blick, wenn er sidi hebt, entweiht.
Ich aber bin alt wie die Zeit
und unbesiegbar wie die Liebe
und gross wie Gottes Sdiöpfersinn,
und weil ich unermesslidi bin,
will ich in einem untergehn,
der unersättlich ist an mir,
nicht ein getragenes Panier,
nicht eine Helm- und Panzerzier,
als eine Flamme will idi wehn
aus ihm für mich und er aus mir.
22
SONNENAUFGANG
Das ist die Zeit der kühlen Frühe:
die Vögel schreien insgesamt.
Der Himmel hebt sich immer höher,
ganz leise wachsend angeflammt.
Und von den Wiesen wallt der Nebel
zerfliessend wie ein Morgentraum.
Den Weg entlang erwacht die Reihe
der hohen Pappeln Baum an Baum . .
23
STUNDE DER OHNMACHT
I |er du entschlossen, Pfade zu besteigen,
^-^ die vor den kühnen Wünschen sich geweitet :
wie hat verweisend einer Stunde Schweigen
dein jäh entfachtes Wagen heimgeleitet!
Und allem Drängen hast du dich verweigert,
stumpf in der nächsten Staffeln Überwinden.
Nun musst du müde dich erfahren finden,
dass die verstummte Sucht sidi blutend steigert.
24
STUNDE DER FÜLLE
Breit über, selige Stunde,
der Zweige schwankende Last!
Die Wunder quellende Kunde,
ach, sie verstört mich fast.
Herrschender meine Stirne
hebt sidi aus hemmender Hut,
nah und näher die Firne
eisig in Purpurglut.
Tief aus schlitternden Schlünden
lodernd stürmt es empor,
wallend über den Gründen
schwebt der gewaltige Chor.
Alldurchkreisendes Leben
braust in Flammen und Schwall,
und ich erfühls mit Beben:
ich bin überall!
25
IM REISEWAGEN
Scheu vorm Scheine der Laterne
weicht Gesträuch am Wegesrande.
Kälter glänzen sdion die Sterne
hier in diesem fremden Lande.
Doch wie dich gemadi das Rollen
in ein andres Leben leitet,
fühlst du, dass aus deinem vollen
Herzen Licht es überbreitet.
26
WIR
Und immer wieder Nacht und Ende
und immer wieder Anfang, Lidit:
wir schliessen, öffnen unsre Hände
und senken, heben das Gesicht.
So haben wir aus Angst vorm Kreise
in feiger Scheu zureditgestellt
die Ewigkeit nach Menschenweise,
für Menschenmüdigkeit die Welt.
27
DIE STUNDEN
Manche Stunden gehn
weich auf leisen Zehn,
den Rosenfinger am Munde.
Manche Stunde
sdileppt sich schwer,
kann nicht mehr,
fällt im Finstern zusammen.
Andre sind wie Flammen:
züngeln, lodern und zucken.
Manche ducken
sich unter Schlägen:
kannst die trägen
nicht von der Stelle bringen.
Manche singen,
jubeln und lachen.
Viele möchtest du ungeschehn,
vergessen machen,
sie aber bleiben stehn
und dröhn.
Andre sind entflohn,
eh du sie fassen magst,
„Bleibt noch" zu ihnen sagst.
28
KLANGE VOM ZIRKUS
Kreischende Fiedeln und wimmernde Flöten.
Ein Hund schlägt an und heult darein,
und nun schnauben die rauhen Trompeten.
Trübe Lichter erfrorner Laternen . . .
Liegt eine Welt zwisdien mein und dein.
Fallen die Lose von kalten Sternen?
Oder musst Mensch du alles lernen,
Fiedel und Vieh und Gaukler sein?
29
SEELE
Sehnend schau ich hinaus:
riefst du mich, liebliche Seele?
Bang in der hämmernden Kehle
fühl ich das lastende Haus.
Schwingen wachsen mir schon.
Seele, Seele, ich nahe!
Dass ich dich wieder empfahe,
kündets der bräutliche Ton?
Wellen heben empor
sich aus dem bleiernen Weiher.
Flatternd zerreissen die Schleier
mir um Auge und Ohr
und ein Dröhnen im Blut
kündet die seligste Feier:
Seele, wie flammt dein Freier!
Herz, wie stürmt deine Glut!
30
SPAT
Spät, wenn die alte Uhr gesdilagen
und wieder Stille dich umwirbt,
das Pendel geht, die Lampe zirpt,
steigt es empor aus alten Tagen
und füllt mit Geistergruss die Luft
und macht dein Herz so schwer vor Sehnen
nach einem längst verhauchten Duft,
nach einer fernen kühlen Gruft,
nach Wind im Wald an Bergeslehnen . .
31
SCHLAF
Schlafe, schlafe nun, lass
leise die Panzerringe
sich lösen vom Leib. Die Klinge,
gesdiärft im Wehren der Dinge,
die dich bedräuen mit Mass,
harrt dir zu Häupten des Pfühles.
Schlafe nur: Schlaf ist Glück,
alles gibt er zurück,
sammelt dir Stück um Stück
sdinöde vertanen Gefühles,
gibt dich dir selber wieder,
da dich die Mensdien verdarben,
wärmt und bestärkt dir die Glieder,
weich mit Silbergefieder
streicht er die Tagesnarben.
32
WIEDERSEHEN
Wenn in den reineren Regionen
sich deine Seele meiner eint,
wird Lächeln in uns beiden wohnen,
das hell die Erdenform durchscheint,
wird seliges Erbeben künden
von gnadevoller Reinigung :
hoch über zweifelengen Schlünden
hält uns der ewige Flügelschwung.
R. Schaukai, Gedichte •i'S
/\ ch, alle diese Worte weiss ich schon !
•• »> Ich habe mehr als Worte zu gewinnen,
die als ein Wesenloses mich durchrinnen
und ferne rauschen wie der Muschel Ton.
Ach, alle diese Dinge, die geschehn,
sind ohne Sinn und so voll Traurigkeit
und sind mir alle längst Vergangenheit,
versuch ich müd in ihnen mich zu sehn.
Warum denn aber diese Traurigkeit,
die mich wie einen dumpfen Sklaven schleift?
O gib mir, grosser Gott, der dies begreift,
noch hier im Tale deine Heiterkeit!
34
Manchmal mein ich es zu halten
mitten in der Nacht,
was in wechselnden Gestalten
mich so selig macht.
Und es ist mir dann am Tage
unter meinem Kleid,
dass ich etwas an mir trage,
das von Ewigkeit.
35
VYyir sagen Abend, Übel, Tod
» » und zählen nach der Zeit.
Was will die arme Menschennot!
Es gibt nur Ewigkeit.
Es ist nichts böse und nichts gut;
dies bleibt ein Spiel wie Zeit.
Wir sind in Gott, der niemals tut,
nur ist in Ewigkeit.
36
Bin ich im Leben?
Ist es in mir?
War ich das eben?
Bin ich das hier?
Alle das Denken
gibt keinen Halt,
Dauer nur schenken
kann die Gestalt.
37
ES WIRD SEIN
Was war, eh du den Anbeginn
der bitter-kargen Tage fühltest,
eh du mit jedem Hungersinn
dich brennend in das Leben wühltest?
Und was wird sein, wenn du im Hirn
den letzten Feuerfunken beben
verzweifelnd ahnst und diese Stirn
sie stumm der stummen Erde geben?
Wirst du mich rufen, Herr, und mir
die Wunder erst der Wirklichkeiten
wie einen klaren Teppich breiten?
Kannst du mich würdigen zu dir?
Ich darfs nicht denken, dass du dich
mir schenken solltest ganz allein.
Und dennoch, horch ich tief in mich,
dann muss ich sagen: es wird sein!
38
STERNHELLE NACHT
Die Sterne stehn am Himmel heut zu Haufen.
Idi schaute lang. Da ward mir zur Chimäre
das schimmernde Gedränge, wars als wäre
ein Hauch mir frierend übers Herz gelaufen.
Dann breitete sidi spiegelglatte Stille,
darunter meiner Gegenwart Gezeiten
im Dunkel starrten der Vergangenheiten,
idi ausgelöscht als Wesenheit und Wille.
Und wie des Nachts Erwachendem im Bette
vermauert das Gemach ersdieint, die Hand
ins Finstre tastend immer bang nur Wand
und Wand nur spürt an sonst vertrauter Stätte:
so war mir das Gefühl der Himmelsfemen
zur Nähe worden, Stern ich unter Sternen.
39
NACH EINEM REGENTAGE
^ chon hat der Herbst die Wege
*^ mit Blättern still bestreut.
Ich geh und überlege:
»st vieles, was mich reut.
Es funkelt noch die Feuchte
im dunstig schwadien Schein.
Ein schüchternes Geleuchte
fängt sich das Dickicht ein.
Mit rauschendem Gerinne
singt sich der Bach zu Tal.
Es schimmert ein Gespinne
an einem Sonnenstrahl.
Da schau ich von dem Hange
hinüber und hinauf:
mit meinen Blicken fange
idi einen Vogel auf.
40
IN DER NACHT
• •
Uberm Klopfen meines Herzens bin idi auf-
gewacht . . .
Atemzüge meines Kindes ruhig in der Nacht.
Schwankend schwebt ein leiditer Schatten an der
Dedce hin,
und aus bunten trunknen Träumen weiss ich, wo
ich bin.
Lauschend beug ich mich hinüber. O, erfüll sie
ganz,
Frieden, meine bange Seele still mit deinem
Glcmz !
41
AN GEORG
I
Deine lieben Hände mir im Haare,
tief das Kinn auf deiner warmen Brust:
augenschliessend selig-stumme Lust
dieses Eine, dieses holde Wahre!
Und noch ging dein Singsang durch das Zimmer
wie auf bunten Flügeln leicht und froh,
nun ist alles schwarz verstummt, und wo
leuchtet, liebster Schläfer, wohl dein Schimmer?
Wallt dein reiner Traum durch Wirklichkeiten,
die den Grossen unerforschlich sind?
Gott, verhüllter Gott, muss denn ein Kind
erst verarmend in das Leben gleiten?
42
u
Mit den kleinen Händen
greifst nach den Dingen schon,
lausdiend den Kopf zu wenden,
zwingt dich ein jeder Ton.
Noch aber hüllt die Liebe
dein unbewusstes Sein,
die ahnungslosen Triebe
in ihr Behüten ein.
43
DER KREIS
IVjur aus den Vergangenheiten
•*■ ^ kannst du dir entgegenschreiten,
rundet sich dein Weg zum Kreis;
fühlst Altvordern dich verbunden,
der du so zu dir gefunden,
ahnts erschauernd was Er weiss :
dass das Leben Ihn verkündet,
der sich aus sich selbst vollendet,
dass es nicht beginnt, noch . endet,
ihm entquellend in ihn mündet.
Ewig auf den alten Wegen
kommst du werdend dir entgegen.
44
DER TRAURIGE MOND
I raurig aus Gestrüpp und Bäumen
^ taucht der blasse Mond empor.
Tief in Tränen und in Träumen
blickt er durch den feuchten Flor.
Und es fliesst ein silberbleicher
Nebel übern hohen Wald:
rätselhafter, ahnungsreicher
wandelt sich der Welt Gestalt.
45
ENTFÜHRUNG
\ \ /enn die leichte Kerzenflamme
* • schwelend sich gespenstisch hebt,
die am runden weissen Stamme
zuckend wie gefangen klebt,
und ein Hauch im düstern Zimmer
unbemerkt sie plötzlich treibt,
dass ihr flüchtig blasser Schimmer
schattend einen Kreis beschreibt:
fühlst du dich im tiefsten Kerne
wie von einem Ruf berührt,
der dich in die grosse Feme,
in die Ewigkeit entführt,
fühlst didi über diesem Leben
körperfrei im Wirbelwind
lautlos zu den Quellen schweben,
draus die Zeit ins Dunkel rinnt.
46
DIE ALTEN BILDER
Ich weile gerne vor den alten Bildern,
die dunkelnd in den Galerien träumen.
Es kommen Fremde, die beflissen säumen,
stumm in den Büchern blättern, die sie schildern.
Ich kenne Bilder, die sich mählich mildern,
und welche, die sich immer trotzig bäumen.
Viele verfallen in den stillen Räumen
wie trostlos Eingeschlossne, die verwildern.
Manch eines hab ich wie ein Weib besessen,
das eines Tages kühl mir dann entglitten.
Verstohlen folgen andre meinen Schritten,
die wiederkehrend ich doch stets vergessen.
Nur mit Erstaunen mag idi manchmal lesen,
dass alle diese Bilder jung gewesen.
47
JAGDMORGEN
I litzernder Schnee am Fusse,
^^-*' weithin blitzende Schau,
weich in wallendem Grau
der Himmel über den Fichten.
Wird sichs in dir nicht lichten
zu heiterem Gegengrusse?
Schleppst trüb in Gottes Odem
dein enges Menschensein
an schmutzenden Ketten hinein.
Der Glanz erstirbt vorm Brodem
aus deinen Tiefen, Seele,
licht- und lebensdiele.
Ein Sdiatten trübt das reine
blaustarrende Kleid der Hügel:
sind schwarze Rabenflügel
und -Fänge: Seele, deine!
Und sieh, ein Volk von Dohlen
folgt stolpernden Jägersohlen.
48
VISION
Der idi einsam in dem stillen milden
Lichte meiner Lampe mich verträume,
schaue plötzlich eines regen wilden
Tropenstromes gischtend weisse Schäume.
Wirr versdilingen sich um schlanke Stämme
der Lianen rankende Gesdilechter.
Drohend wälzt der Fluss geschwoUne Kämme,
scheuer Grenzen grollender Verächter.
Papagein, die ockergelben feuchten
und getigerte und grüne Sdilangen
Fürchterlich in seinem fahlen Leuchten
ist ein Fluss durch mein Gemach gegangen.
R. Schaukai, Gedichte 4"
DER STERN
L^Iass unter deinem Hauchen,
*— ^ o Weihnachtstraurigkeit,
aus Nebelferne tauchen
die Türme der Kinderzeit.
Und über den Türmen funkeln
seh ich den alten Stern,
dann sitz ich wieder im Dunkeln,
verwiesen, fern.
50
MEINER MUTTER (Ein andres)
Von deiner milden Güte
lass mich ein leises Lied
dir sagen, Vielgemühte,
wies mir mein Herz verriet.
Ich ging in deinem Segen
so manches Kinderjahr,
du brachst auf Rosenwegen
die Dornen der Gefahr.
Und als ich ritt ins Freie
mit hellem Knappenblick,
floss deine Gnadenweihe
um Fahrt- und Kampfgeschick.
Gesegnetes Gewaffen
mir manchen Sieg errang,
und was ich kühn erschaffen,
dir gilt der Hüterdank.
Viel Könige und Helden
gewannen Ruhm und Ehr,
mich aber lass vermelden,
wie mir geworden mehr :
Von jedem Glück den Schimmer
erschufst zu Glänze du.
Das Leiden decktest immer
du mit der Hand mir zu
51
und bargst das Blut der Wunde,
dass midi verstörte nicht
auch nur die bange Kunde,
mit lädielndem Gesicht.
Die um die sieben Schwerter
duldend den Mantel schlug,
dich ruf ich Unversehrter
verkünd Ihm diesen Trug,
dass, laden die Drommeten
uns einst zum Weltgericht,
wir beide vor ihn treten
und seine Mutter spricht :
Sieh diese, Herr der Scharen,
sie hielt in treuer Hut,
was du ihr gabst zu wahren
als ein geliehnes Gut.
52
DAS WORT
Wir könnens nicht begreifen
und fragen immer doch,
wohin die Wolken schweifen
und wie die Wiesen reifen,
und fragen noch und noch.
Es wird ein Wort uns tagen,
das über allem Wort.
Dann enden alle Fragen.
Jetzt aber tragen, klagen
und fragen wir so fort.
53
SONNENUNTERGANG
In den Fenstern glüht der letzte Schein,
alle Wolken stehen loh in Brand,
in den Himmel dampft der Rauch hinein,
atemlos in Schweigen harrt das Land.
Und nun ist die Sonne hinterm Berg,
ausgelöscht ist, heller Tag, dein Licht,
Mensch, lass ab von mühevollem Werk,
lausch der Seele, die im Kühlen spricht.
54
AUS EINEM SONETTENKRANZ
„HEIMAT DER SEELE"
I
Wie hast du mich, Mama, so manches Mal
in Bangigkeit von dannen fahren sehen,
und ich mit mutigem Lächeln sah dich stehen
und freundlich winken, in der Seele Qual.
Dann hat mich meines Herzens Lebenswahl
für immer dir entführt. Die Jahre gehen,
die früher tändelten auf leichten Zehen,
die Stunden, stürmen wie ein Sturz ins Tal.
Nur selten darf ich dich, Geliebte, küssen,
und immer wieder siehst du schwer mich scheiden,
wir wissen, dass wir uns entbehren müssen.
Mir wachsen Kinder auf, die es nicht ahnen,
was wir, Mama, von solchen Dingen leiden,
die sie bezaubern, wie die Eisenbahnen.
55
II
Ich muss aus allerersten Kindertagen
* — ich weiss nicht, hats die Mutter mir erzählt
und hab ichs aus den vielen mir erwählt —
ein mildes grünes Bild im Herzen tragen.
Ich seh mich selbst im weiss lackierten Wagen,
herum sind Bäume — wie sie mich gequält
mit Schrecken haben, wenn ein Wind sie wählt
und wühlend schüttelt; bebend flog mein Fragen:
„Die Bäume wackeln! Warum wackeln sie?" —
Doch das ist eine spätre Melodie . . .
Die grüne milde weilt am Vorhang, haucht
den blauen zärtlich an und wiegt auf vielen
besonnten Blumen sich, und Falter spielen
in ihrem warmen Ton, der untertaucht.
56
III
Du bist mir, Mutter, immer noch das braune
schwarzäugig frische Kind von einst — ich meine
dich fast zu sehn — du singst mir träumend deine
einsamen Lieder, und ich lausche, raune,
wie Kinder tun in weidier Schläferlaune.
Und klagend aus den Liedern steigt das eine:
es plätschert über laute dunkle Steine
und spiegelt mich zuweilen, dass ich staune.
Es ist ein Lied wie Wandern in die Weite
und ist die Ewigkeit vom Weiterwandern,
es geht nur immer nadi der einen Seite,
es geht in Ufern, die sidi höher heben,
es träumt sich so dahin, getrennt von andern:
es ist das Lied von deinem, meinem Leben.
57
IV
\ /om Schnee, der auf dem Dach der Stapelräume —
^ ein enger Hof war's zwischen hohen Mauern —
schon wochenlange lagernd mochte dauern,
kam weiches Licht in warme Winterträume.
Wenn ich mich auf dem Wege heim versäume,
— wir wussten's beide — an Mama schon kauern
im Dunkel darf das andre, wartend schauern
vor der Berührung; und obwohl ich schäume
in Ungeduld, zu jubeln, bin ich zag
ins Zimmer eingetreten, doch ich schaue
mit angespanntem Blick ins Dämmergraue
zum Sofa, wo ich die Verschwörer fühle,
die sich nicht rühren. Tastend meid ich Stühle
steh, beuge mich: mir stockt der Herzensschlag . . .
58
V
(An Fanny)
Ich sah dich nachts am Fenster stehn und weinen,
du hast ganz still geweint und nicht geklagt.
Auch ich stand still und hab dir nichts gesagt.
Du hattest heut zum letztenmal an deinen
nährenden Brüsten den geliebten Kleinen
säugend gehalten. Als ihn dann die Magd
gebettet, mochte dir 's — du sahst verzagt
ihn von dir nehmen — wie ein Abschied scheinen.
Sechs milde Monde war es dein gewesen,
das du geboren, das an dir gediehn,
das freundliche, das hold vertraute Wesen,
nun gabst du schweigend Seligkeit dahin.
Du standst im Dunkeln, dunkelnd abgeschieden,
er aber schlief in ahnungslosem Frieden.
59
ELEGIE DER SELIGEN RESIGNATION
Wenn ich das Antlitz dieser Welt betrachte,
die rätselhaften Züge, die verlocken,
bin ich, der glanzgeblendet einst erschrocken
getaumelt hatte, nah, dass ich verachte.
Was künden all die hohlgegossnen Glocken?
Und keinen sah ich, der verweisend lachte!
Umlärmt von greller Stimmen wüstem Kreischen,
blick ich erstaunt ins tägliche Zerfleischen.
Die Menschen rollen wie geballte Massen
aus leichtem Schnee und wachsend nur im Gleiten
besinnungslos vor Lieben und vor Hassen
ins dunkle Gähnen der Unendlichkeiten.
Und willst du einen herzlicher umfassen,
reisst ihn hinweg der breite Strom der Zeiten.
Den Mantel raffend um gebeugte Schläfen,
sinn ich der Ziele, die sie gerne träfen.
Und all die Kläglichkeit von Menschenzielen
umgeistert meine schweigenden Gedanken:
wie sie als Kinder froh mit Wünschen spielen
und jeder Schmeichelhoffnung folgend schwanken
uneingedenk der andern, die da fielen
entseelt an den erbarmungslosen Schranken.
Und träumend flieh ich in das Grenzenlose,
zum Firnenlicht der unbegriffnen Rose.
60
Euch Schwächlinge bedenk ich und beklage
das sinnlos nimmermüde Wegewandeln,
dies Drängen durch die Hecken dunkler Tage,
dies ungestüme Fordern, zweifelnd Handeln,
und — bin versucht, dass ich gelassen sage:
es war doch schön im Ruch der frühen Mandeln,
da milder Abend manche Sehnsucht reifte,
mich mancher Traum vom Leben hold umschweifte.
Wer aber Irdisches verflattem hörte
wie einen hohen Flug von weissen Tauben,
wer Wunden, die er einst im Heilen störte,
entschlossen narben Hess, den blinden Glauben
an Gunst des Glücks, der folternd ihn betörte,
in einer Nacht voll Glanz verstiess: ihm rauben
den friedevollen Schlaf nicht mehr Gesichte
und Blendewunder weltlicher Geschichte.
Er hat sich seinen engen Kreis gezogen,
in dem er still sein auferlegtes Tun,
unwirklich fast, von Zweifeln kaum betrogen,
duldsam verrichtet, traumgekröntem Ruhn
als unserm besten Erbteil wohl gewogen,
geht jeden Morgen er in festen Schuhn
gewählter Pflicht ans Werk und gibt dem Leben
an reifer Frucht, was er ihm hat zu geben.
Doch ragt sein freier Geist ins Unbegrenzte:
was ihn als Leib umgibt, ist nur Gewzmdung
der Seele, die in selige beglänzte
61
Gefilde steigt, ein Aar, aus dumpfer Brandung
der Täglichkeit, mild nahen sich bekränzte
Unsterbliche in strandgewohnter Landung
dem Hafen seiner stolzen Einsamkeit,
und überwunden sinkt und stürzt die Zeit.
62
AN ADALBERT STIFTER
Vor seinem Denkmal
(Zur Enthüllung in Oberplan am 26. August 1906)
Aus deines Hochwalds rauschendem Gebreite,
dem kühl smaragdnen, das in keuscher Flut
stolz wehende Kronen spiegelt, glanzgeweihte,
aufragt dein klares Bild, du gütig-weiser
menschlichster Mensch und sanfter Lebenspreiser,
auf deiner freien Stirn die letzte Glut
sinkender Sonne, tief im Aug ein Leuditen,
als hielte sich ein Tränlein dort versteckt,
das deine Wange, zärtlich gleitend, feuchten
wohl wollte, doch du wehrtest ihm mit Macht,
hast deine Brust mit einem Ruck gereckt
und sahst der Sonne nach und zucktest nicht,
mochte dir Weh audi, wühlendes, so schwer,
o bergesdiwer und dunkel wie die Nacht,
das Herz bedrängen . Langsam sdiied das
Licht . .
Nun aber wars, als ob dein Mund sich senkte,
und Falten, herbe Falten gruben sich
im Dämmersdiatten deinem Antlitz ein,
wie wenn ein stumpfer Pflug sich, kümmerlich
bespannt, im Acker schöbe, den ein Harter lenkte :
und. Milder, diese Furchen blieben dein!
Und deine Augen, wanderten sie jetzt.
63
verhüllt und scheu wie schweigend weggewiesne
Fremdlinge, heimatlose, dem Geklüfte
der Seele zu, Verstössen und verletzt? ....
Dies war dein Schicksal, Sanfter! Linde Lüfte,
schmeichelnde Abendlüfte der Verehrung, sind
heut um dein Haupt, das weit im Land gepriesne,
dein Leben aber schritt im scharfen Wind
durch Einsamkeiten hin: ein Dichterleben!
Heut hat dir jedes Kind ein Wort zu geben,
draus Liebe duftet. . . . Lieblichster Verkünder
der Herrlicheit der Welt, ob du, Ergründer
der Einigkeit aller erschaffnen Dinge,
hemiederschwebst aus Gottes höchstem Ringe,
im Grase weilest, das verstohlen funkelt
vom Silbertau der Morgenhoffnung, leise
den Abendstern beschwörst mit süsser Laute,
während der Wald verlassen sich verdunkelt,
ob du des Blutes sinnverwirrend jähe
Gewalt besänftigest mit kühlen Händen
— Grossvaterhände, ganz ergebne, traute! —
ob du geneigt belauschest jede Weise,
die flüsterndste der traumumflorten Flur,
der Blätter raunend Rieseln, das Gestöhn
des Stamms im Sturm, das gläserne Getön
des Schilfs; beschleichst der Rehe Spur,
der weich hintrabenden, im Ried, das Leuchten
des trägen Stroms entlang gespenstigen Weiden;
Nah-nächster allem keusch verschwiegnen Leiden,
Barmherzigster den scheuen heimwehfeuchten
Blicken der Kinder, die das Grauen ahnen,
das rätselhafte, öder Wanderstrassen.
64
Holdseligster dem Leiden sanfter Frauen:
du allen innerlichsten Ebenmassen,
den unbekannten tief bewussten Planen
ganz Angemessner, ja, du durftest schauen
mit seligen Augen, wo wir wankend wähnen,
verzweifeln am Begreifen und verzagen
mit zitternden, mit lauten Sklavenzähnen:
du hattest Gott, du konntest ihn ertragen!
Und Gott hat Schlichten didi erhöht wie keinen,
vor deinem Wesen blassen bunte Worte
und gleidien ausgelöschten Edelsteinen
im Strahlenglanz aus Seiner Gnadenpforte!
R. Schaukai, Gedichte
65
REMBRANDT, DER KÜNSTLER.
EINE VISION
Schon glühten im Kamin die letzten Scheite
und schwerer lastete die Nacht i m Räume :
da war es mir, als ob aus meinem Traume
wachsend ein starker Schatten sich verbreite.
Und schwoll und ward von abertausend Chören
ein über Welten wallender getragen
und war zugleich ein brausend Flügelschlagen,
hoch über allem armen Menschenhören.
• Und als der Donnerschall der Ewigkeiten
zur eisigen Ruhe flutend sich ergossen,
war mir der Schauer tief ins Herz geflossen
vorm grausen Schweigen der erstarrten Zeiten.
Das ist im regungslosen Sternenlichte
der wunderbare Wagestand der Gleiche,
auf schwindelnd sdiroffem Grat im Zwischenreiche
die seltne Weihestunde der Gesichte.
Nun ist mir Madit verliehen, zu beschwören,
nun ist mir Kraft gegeben, zu gestalten:
ich darf euch bannen, herrschend euch zu halten
und kann geheimnisvolle Kunde hören.
Sdion fühl ich eudi lebendigste Verwandte
herangedrängt an dieser Stunde Feuer,
vertraut begrüss ich, was als ungeheuer
den bange Nahenden sonst übermannte.
66
Und einen ruf ich aus dem sdiwangern Schweigen,
in dem sie meine Flamme mir umschauern:
„Du, dem auf breiter Stirne Wolken kauern,
geruhe, Grosser, in den Kreis zu steigen!"
Sein Haupt war aber, als es bleich enttauchte
dem Dunkel, sdiwer mit herbem Leid beladen
der quälenden Beschwörung, doch der Gnaden
dreifache Krone krönte das erlauchte.
Alsbald begann der Mund, der lang versdiwiegne,
glutend begann das Aug sich zu beleben,
un^/ vor der Geister weichendem Verschweben
schritt die dem Schoss der Ewigkeit entstiegne,
sdiritt Rembrandts Stimme : „Deiner Seele Rufen,
das mich aus der Verehrung Kreisen störte,
der Sehnsudit Not, die flehend unerhörte,
was will so nahe sie vor Gottes Stufen?"
Und ich darauf: „Der du bei Lebenszeiten
der Quellen Rauschen hörtest in der Stille,
dem sich geoffenbart des Schöpfers Wille
in diesem Tal schon der Vergänglichkeiten,
der du der Seelen scheues Dämmerweben
ans Licht gehoben hast mit Magierhänden,
gebietend dem Geheimnis der Legenden
und unserm Lebenstraum Gestalt gegeben,
der du mit deinem Blicke der Sibyllen
die Flammenblitze jäher Widerscheine
auffingst und zaubernd kleidetest in deine,
die rätselhaftesten der Farbenhüllen,
5* 67
verkünde mir : wo ist das ewig Wahre ?
Ist es in diesem unserm Schlaf und Wachen,
im Grün und Reif der Flur, der Mädchen Lachen,
Gebirgen, Städten, Schiffen, Bett und Bahre?
Warum, wenn dieses unser echtes Erbe,
warum vermag es plötzlich zu zerstieben
vor Versen, Farben, Klängen, die wir lieben,
als ob die Welt mit ihrem Schwinden sterbe?
Warum, wenn uns die Kunst auf Riesenhänden
aus Qual und Qualm erhebt der Menschentage,
sind wir so leicht, als ob ein Hauch uns trage,
warum so schwer dann zwischen unsern Wänden?
Wo ist die Wahrheit? Hinter diesen Spiegeln,
die sich verhundertfältigt rings erneuen?
In unsrer Notdurft stierem Wiederkäuen?
Schläft sie verschlossen unter hundert Siegeln?
War sie bei Kindern, die sie dann vergassen?
Kommt sie zu Greisen, die sie nicht mehr sagen?
Kauert sie in der Kranken fremden Klagen?
Gibt's Stummgeborne, die sie stumpf besassen?
Hat sie sich Schwertern schwesterlich verschworen ?
Lungert in Lumpen sie auf Kirchenstufen?
Stürmt sie mänadisch aus den Kelterkufen?
Wo ist die Wand, die Weise trennt von Toren?
Sag mir, du Mensch der Menschen, Sturmersteiger
der Firnenferne heiliger Gottesnähe,
sag mir, was will dies immer wieder jähe
Stillstehn der frongewohnten Stundenzeiger?
68
Da hob er seine Hand, mir zu begegnen,
und wehrte meinem ungestümen Fragen:
„Ich darf dir nichts von dieser Wahrheit sagen,
kann keinen Mensdien mit Gewissheit segnen.
Dies aber merke: nicht in Himmelsklarheit,
nicht in der unversehrten Augenweide
der Söhne Gottes am erhabnen Kleide:
im Wagen und Verzagen wird euch Wahrheit.
Und wie die Mutter an der ersten Wiege,
und wie der Sohn an seines Vaters Sarge
in Seligkeit, in Qual das stete karge
Dasein verwindend plötzlich vor der Stiege
auf Augenblicke steht, die aus dem Leben
hinüberführt ins Zeit- und Grenzenlose,
wie eine Braut aus der erblühten Rose
den Duft einatmet, süss dahingegeben
an das Geheimnis ihrer Weibersendung:
so hat der Künstler vielfach zugemessen,
was jene einmal fühlen und vergessen:
er träumt sie immer wieder, die Vollendung.
Und was er stets aufs neu im Wunderahnen
empfängt aus dem verheissnen Land der Feme,
vertraut ihm und unfassbar doch im Kerne,
die bange Sehnsucht ist ein Heimatmahnen.
Nicht in der Welt der Formen und Gestalten,
in seiner Brust nur hat er es zu eigen,
er darf es nimmer auch den andern zeigen :
was ihm die Gnade gibt, kann er nicht halten.
69
Und nur wer selbst im Reich der Übermasse
gewohnt ist, wie ein Kind im Gras zu schreiten,
den wird geheime Wissenschaft begleiten
durch unsrer Werke graue Gräberstrasse!
Nur Maler über Grüften sind die Werke,
darin das heimlich uns Geoffenbarte
des Bildners nimmermüde Hand verwahrte,
die gottergebne Hand der Demutstärke.
Wenn du dereinst wirst preisend Ihn beteuern
im dreimal heiligen Ring des Ewig-Einen,
wirst du begreifen, dass auch wir nur scheinen,
die wir als Schöpfer seine Welt erneuern.
Denn all das ist nur Schein, was wir vollenden,
ein blasses Gleichnis seiner Wirklichkeiten.
Auf jeder Stufe, die wir überschreiten,
müssen wir uns nach seiner Seite wenden.
Dies gilt von jeglichem Geschöpf auf Erden:
denn alle Wesen in den vielen Kreisen,
die lebend seine Gegenwart beweisen,
werden erst wirklich in der Heimat werden.
Wir waren alle einmal sdion darinnen.
Davon ist ein Erinnern uns geblieben,
das plötzlich, manchmal unterm Flockenstieben,
manchmal in eines Waldes Dämmerspinnen,
uns überfällt. Doch die wir Künstler nennen,
die wissen mehr davon und sind so reicher
und — ärmer drum als jene Tagesschleicher,
die ihren Ursprung immer doch verkennen.
70
Wenn ich euch aber Werke gab zu schauen,
nichts künden sie als meine Herzensfährden,
in ihren unbegreiflichen Gebärden,
in ihren Händen, Stirnen, Knien und Brauen
sind Zeichen meiner Wanderschaft gesdirieben
zu den Gefilden unsrer Gottessüchte.
Nehmt sie als dunkel tastende Gerüchte:
die Wahrheit ist ja doch in mir geblieben!"
71
Neue Nachdichtungen aus dem
Französischen
NACH CHARLES BAUDELAIRE
DER FEIND
Nur selten hat ein jäher Sonnenschein
der Jugend Wetterdunkel mir gelichtet,
in meinen Garten brachen Güsse ein,
fast alle Frucht, die reifte, ward vernichtet.
Und es ist Herbst. Ich soll die Schaufel führen.
Es starrt von Löchern, die voll Wasser stehn.
Muss ich zu neuer Müh mich wieder rühren,
der ich Verwüstung stets am Werk gesehn?
Ob diese neuen Blumen, die idi träume,
in solchem Boden je Gedeihen finden?
Werden die Wurzeln dorrend nidit verschwinden ?
O namenloser Schmerz! Ich zaudre, säume,
und grausam schlürft der finstre Feind, die Zeit,
mein Blut, mein Herz, verzehrt midi und gedeiht.
77
DER ALBATROS
Gern fangen, sich die Weile so zu kürzen,
einen der grossen Vögel die Matrosen,
laut lachend sehen sie den ahnungslosen
Reisebegleiter auf die Planken stürzen.
Erbärmlich müht er sich hinwegzudringen,
er schleift verstört, der königliche Flieger,
des Ungefügen spotten laut die Sieger,
wie schwere Ruder hinten nach die Schwingen.
Den riesenhaften Schattens durch die Weiten
die freien Flügel herrscherstolz getragen,
muss Augenweide plumper Lust bereiten:
er humpelt hässlich, Hohn verfolgt den Zagen.
Der Dichter gleicht dem Fürsten im Azur:
er sucht den Sturm, er trotzt dem schwachen Bogen,
doch merkt er unterm Volke landend nur,
dass ihn sein hoher Flug ums Gehn betrogen.
78
DON JUAN IN DER HÖLLE
Als Don Juan am düstern Strome stand
und Charon seinen Obolos bekommen,
hat eines finster-stolzen Bettlers Hand
zur Rache stark die Ruder aufgenommen.
Die schlaffen Brüste im zerrissnen Kleid
wiesen ihm Weiber mit gerungnen Händen,
und hinter ihm schwoll aus der Dunkelheit
Geheul der Opfer hallend an den Wänden.
Und während Leporello seinen Lohn
lachend verlangt, zeigt zitternd allen Toten
der greise Vater den verruchten Sohn,
der einer weissen Stirne Trotz geboten.
Dass durch das Lächeln seiner Liebesschwüre
er die Betrogene zum letztenmal
wie in der ersten süssen Zeit verführe,
erfleht Elvire fröstelnd vom Gemahl.
Aufrecht, gerüstet, riesig stand am Steuer
der Steinerne und schnitt die schwarze Flut.
Jedoch der stolze Herr der Abenteuer
hat ihrer keinen anzuschaun geruht.
79
I jein Schritt in schimmernder Gewänder
Schmiegen
gleicht glatter Schlangen taktgeruhigem Tanz,
die unterm Stab sich des Beschwörers wiegen
emporgereckt aus ihrer Leiber Kranz.
Wie tauben Meers herangewälzte Welle,
wie rote Woge mitleidlosen Sands —
darüber hoch ein Himmel ohne Helle —
entfaltet sich. Gelassenste, dein Glanz.
Nie künden dieser Augen kalte Steine
das Rätsel ihres Wesens: Engelreine
geschwistert einer Sphinx geheimnivoll.
Die wie von Gold, Stahl und Demanten schimmert,
die nutzlos als ein Stern im Finstern flimmert,
die Frau, die keine Früchte tragen soll.
80
DUFT DER FERNE
Geschlossnen Auges deiner heissen Brüste
Duft atmend in der Sommerabendschwüle,
entrücken mich die dämmernden Gefühle
an eine sonnenflutend selige Küste.
Begnadetes Gestade: das Gerüste
seltsamer Bäume starrt am Blumenbühle
von reifer Früchte prangendem Gewühle.
Der franke Blick der Fraun hehlt kein Gelüste;
die Männer schreiten in geschmeidiger Kraft.
Von deinem Duft zu fernem Reiz entrafft,
schau angefüllt mit segelhellen Masten
den Hafen ich, trinke der Tamarinden
grünen Geruch, dem, dünkt mir, sich verbinden
Lieder der Schiffer, die von Fahrten rasten.
R. Schaukai, Gedichte 81
VERHÖR UM MITTERNACHT
Die Wanduhr meldet Mitternacht.
Ich höre Hohn in ihrem Sdilage.
Was hast du, fragt sie, Mensch, gemacht
mit diesem nun gewichnen Tage?
Freitag, der dreizehnte, zu sehr
nur hat er den Verruf bekräftigt!
Heut hab ich mich als Heide, mehr:
als Ketzer sdinöde mich beschäftigt.
Idi habe den gelästert, dessen
Name vor allen andern strahlt,
prassend am Protzentisdi gesessen,
gegrinst, wo Pöbel plump geprahlt,
höchst würdiger Vasall der Geister,
der platten Menge mich gesellt,
feig im Verleugnen meinen Meister
und in Lobhudelei gestellt.
Gekränkt hab idi, ein feiler Scherge,
den Schwadien, den man schändlich höhnt,
habe dem Götzen blinder Zwerge,
der glotzenden Vernunft, gefröhnt;
dem stumpfen Stoff hab idi gespendet
im Schmatze meinen Sklavenzoll,
von der Verwesung Glast geblendet,
geehrt, was ich verachten soll.
82
Und endlich hab ich, Herr der Leier,
ich, stolzer Priester, dessen Ruhm,
zu künden düsterroter Feier
verschwiegnen Rausch im Heiligtum,
im Wahn den Taumel zu versenken,
den Leib mit Speisen angefüllt,
ihn übersdiwemmt dann mit Getränken — —
Lisch, Licht, dass mich das Dunkel hüllt!
6* 83
BEGRÄBNIS EINES VERFEHMTEN
DICHTERS
Wenn deinen Leib in einer finster-
lastenden Nacht ein guter Christ
verscharrt, wo zwischen feistem Ginster
Gerumpel aufgestappelt ist,
wird, wenn der Schein der keuschen Lichter
im Frösteln vor dem Tage lischt,
die Spinne dir, verfehmter Dichter,
Vergessen weben. Züngelnd zischt
die feuchte Natter, die da heckt,
du hörst ob deinem Haupte kläglich
hungrige Wölfe heulen; täglich
kreischen hier Hexen; lüstern fauchen
Greise ; geschwärzte Schelme schmauchen
und schmieden Schliche hier versteckt.
84
NACH PAUL VERLAINE
NEVERMORE
Was mahnst du midi, mein Herz, an alte
Zeiten! . .
Die Drossel fliegt. Von gelben Blättern gleiten
kraftlose Strahlen, raschelnd hör ich schreiten
den Wind durch welkende Vergangenheiten.
Wir gingen beide schweigend, Hessen Haar
und Träume leise flattern, und mir war,
als sdileppte müd sich hinter uns das Jahr.
Da blicktest du midi an so sonderbar
und fragtest — hör ich doch den goldnen Klang
noch ihrer süssen Stimme! — : „Welchen Tag
wirst du dereinst den schönsten nennen, sag?"
Ich küsste ihre Hand und hielt sie lang . . .
Ach, wie die ersten Blumen duften keine,
und nie mehr klingt ein Ja süss wie das eine!
87
SCHÄFERSTUNDE
j Jer Mond ist rot, der Himmel trüb und schwer.
•L^ Schon schläft die Wiese in dem blassen Rauch,
der schieiernd steigt. Vom Schilf, das weich ein
Hauch
durchschauert, kommt der Ruf der Unken her.
Nun schliesst den Kelch die weisse Wasserrose,
die Pappeln wandern steif, bis unbestimmt
im weiten Land ihr schmaler Schatten schwimmt.
Es glüht im Strauch, funkelt im feuchten Moose.
Die Fledermäuse wachen auf und gleiten
lautlos durchs Dunkel mit den schweren Schwingen.
Ein fahles Leuchten zögert durchzudringen: '
da taucht mein Stern aus den Unendlichkeiten.
88
DER SPIESSER
Gemeindehäuptling und Familienvater.
Das Bild der Würde. Bis ans Ohr im Kragen.
Er träumt und blinzelt. Die Pantoffeln tragen
den ganzen Frühling. Was ist dem Berater
des öffentlichen Wohles das Theater
des Firmaments, was will der Sang besagen
der Nachtigall, das monotone Sdilagen!
Im Wald ist's feucht, ein Vogel ist kein Kater.
Er hat was Wichtigers zu denken, ja — :
ein Freier ist um seine Tochter da,
hat Geld im Sack und geht auf Doppelsohlen.
Die Versemadier soll der Teufel holen,
die Hungerleider! . . Die Pantoffeln tragen
den ganzen Frühling. Höher kriedit der Kragen.
89
ALTE WEISE
Rosig schon schimmern im ergrauenden Scheine
die Tasten unter ihrer schmalen Hand.
Durchs Dämmern, das ihr Duft erfüllt, schwebt eine
bescheidne liebe Weise, wohlbekannt
aus alten Tagen, am verblassten Band
sehr zarter Töne, zag, wie wenn sie weine.
Wie kommt mich plötzlich dodi ein Schläfern an?
Mein armes Herz wiegt sidi in sanften Wonnen
Willst du midi hold betören, süsser Wahn?
Hast du, du weicher Klang, mir das getan,
der in die Nacht enteilend schon zerronnen
durchs Fenster in den Garten vom Altan?
90
I ass wechselseitig uns Verzeihung üben:
*— ^ so werden wir gewiss noch glücklich werden,
und kommen dann die nicht ersparten Fährden,
so werden wir gemeinsam uns betrüben.
Lass unsre schwesterlichen Seelen lernen,
verborgnem Wunsdi die Süssigkeit vereinen,
die kindische, dass wir verbannt nur scheinen,
freiwillig von den Menschen uns entfernen.
Wir wollen Kinder sein, die staunend leben,
wir wollen schwärmerisdien Mädchen gleichen,
die im versdiwiegnen Laubengang erbleidien,
nidit ahnend, dass man ihnen längst vergeben.
91
SCHLICHTES LIED
Hört meines Liedes milde Weise,
vergebt ihm sein verstohlnes Weinen,
es ist so sanft: man möchte weinen,
ins Moos versickern Tropfen leise.
Erkanntet ihr die trübe Stimme?
Sie klang einst hell in bessern Tagen
und muss nun so verschleiert klagen!
Das tat die Zeit an ihr, die schlimme.
Bald vor des Herbstwinds rauhen Stössen
fröstelnd verhüllt sie dicht die Wahrheit,
bald wieder wagt in Sternenklarheit
die strahlende sie zu entblössen.
Und die ihr wieder habt vernommen,
die Stimme singt ihr Lied vom Lieben.
Ach, Neid und Hass, vorm Tod zerstieben
sie wie die Nadit, wenn Lichter kommen.
Sie singt: Die eitelm Wunsch entsagen,
die werden ihren Frieden finden,
und die vorm Sieg sich überwinden,
die werden goldne Kronen tragen.
Dem schlichten Lied an eurer Schwelle
verschliesst euch nicht, hört es mit Güte!
Wer sich um andre tröstend mühte,
dem wirds im eignen Busen helle.
Die Seele, die geduldig leidet,
wird ihre Strasse weiter wallen.
O lasst euch ihren Rat gefallen!
Sie will euch segnen, eh sie sdieidet!
92
Mir ist, ich hörte Stimmen
überm Gemurmel sdiweben,
ich fühle die Fernen beben
in schwellendem Erglimmen.
Was flimmert im Gesdiwele?
Ein Lied will mich entrüdcen.
Vor taumelndem Entzücken
entschwindet mir die Seele.
O nur nidit mehr erwadien!
Lass gleiten, lass versinken
die Stunden und ertrinken
um unsem seligen Nadien!
93
I |as ist das verzückte Schmachten,
*-^ das selige Umnachten
der Liebe, ist im Wind
das Rieseln der Blätter im Walde,
ist wie durch die Gräser der Halde
ein Rauschen rinnt;
ist wie der Vögel Geschwirre,
das zwitsdiemde Gewirre,
im Laub; ist wie im Bach
über den klirrenden hellen
Kieseln das Wirbeln der Wellen.
Die so zu zweien klagen,
sich leise bebend sagen
von ihrer Seele Not,
sind wir das, die im Düstern
von unsern Qualen flüstern,
den Blick im Abendrot?
94
Unendlldies Weh
in der schweigenden Weite,
wie Sandgebreite
schimmert der Sdinee.
Der Himmel thront,
ein kupfernes Becken,
ein starrender Schrecken,
es stirbt der Mond.
Wie Schatten ziehn
die grauen Eichen
im wogenden bleichen
Dunst dahin.
Der Himmel thront,
ein kupfernes Becken,
ein starrender Schrecken,
es stirbt der Mond.
Ihr Wölfe und Krähen,
verhungert Getier,
was sucht ihr hier
im eisigen Wehen?
Unendliches Weh
in der schweigenden Weite,
wie Sandgebreite
schimmert der Schnee.
95
NACH STEPHANE MALLARME
7 R. Schaukai, Gedichte
MEERESBRISE
Mein Leib ist müd, und alle Bücher schweigen.
O fliehn, hinüberfliehn ! Ich fühls, die Vögel
steigen,
vom Schaumgeflock der Wogen trunken, hodi
ins Blau!
Nichts, nicht der alten Gärten träumerisdie Schau
kann dieses bange Herz vom Meeresdrang befrein ;
nodi, tiefe Nädite, der verlassnen Lampe Schein,
der überm leeren weissen Bogen schwelend liegt;
das Kind nicht, junge Frau, der Mutter ange-
schmiegt. —
Ich scheide! Dampfer, schlank mit Masten ragend
schwanker,
zu fremden Küsten lichte schleunig deine Anker!
Noch glaubt, von seinen Wünschen grausam schon
verlassen,
mein Weh an Tüdier, die am Strande winkend
blassen! —
Sind diese Masten, die ihn stolz zu rufen scheinen,
dem Sturm zur Beute sdion bestimmt, statt mich
zu meinen
Inseln zubringen, drüben? Wartet schon das Riff?
Horch, o mein Herz, Gesang erfüllt das schnelle
Schiff!
99
HERODIAS
Die Amme:
Bist du es, Fürstin ? Träumt mir ? Ach, erlaube,
die Ringe dir zu küssen, dass ichs glaube!
Nicht mehr im Unbetretnen . . .
Herodias:
Bleib! Die Flut,
die blonde, meiner Haare, macht mein Blut
erstarren, wenn sie mir das Fleisch besprüht,
und meine Haare, die das Licht durchglüht,
sind sterblich nicht wie du! Dein Kuss ist Mord,
war Schönheit nicht schon Tod . . . Was zog mich fort,
was für ein banger bleicher Morgenschein,
durch Nebelfernen dämmernd, lud mich ein? —
Du, Winter meiner Amme, sahst midi gehn
in das Verliess der Löwen, lässig stehn
im dumpfen Duft der königlichen Mähnen,
der hundertjährigen, doch kannst du wähnen,
wie es mich schauderte? Fern im Exil
verweilt mein Traum : wie vor der Wasser Spiel
zerpflück ich meine bleidien Lilien alle,
und ihrem Schweben, ihrem Flockenfalle
folgen gebannt die Löwen durch mein Schweigen,
dem Saum des Kleides näher schleichend, neigen
sie meinen Füssen sich, die wohl das Branden
der Meereswogen stillten, leise landen
die wilden hiessen. Also still auch du
des greisen Fleisches Lüste, da, sieh zu,
hilf mir mein wildes Haar — muss dich doch quälen
die Mähnenmiene — vor dem Spiegel strählen.
100
Die Amme:
Soll ich dem Haar die heitre Myrrhe spenden?
Soll ich der welken Rosen Saft verwenden,
den düsterroten, den sie rühmen?
Herodias:
Lziss!
Du weisst es doch, dass ich sie nur mit Hass
betrachten kann, die duftenden Gefässe!
Willst du, dass mich die Trunkenheit besässe,
die ihrem Hals enthaucht? Den Blumen mag
mein Haar nicht gleichen, die den trüben Tag
der Menschen buhlend heitern, es ist Gold,
jungfräulich reines: ob es funkelnd rollt
oder in matter Blässe kühl sich schmiegt,
nie sei von sdimeichelndem Geruch besiegt
das trotzige Metall, das blank und glatt
stets Waffen und Geschmeid gespiegelt hat!
Die Amme:
Geh nicht mit grauen Jahren ins Gericht:
mein müder Kopf vergass Gebot und Pflicht.
Herodias:
Genug davon! Den Spiegel halte mir . . .
Wie oft, von Träumen matt, kam ich zu dir
und spähte, Spiegel, wieder ins erfrorne
gerahmte Wasser, sudite das Verlorne,
die welken Blätter der Erinnerungen
tief unterm Eis, und hab didi nie bezwungen,
nur meinen Schatten sah ich in der Feme . . .
101
Dodi mandimal aus der schweigenden Zisterne
stieg nackt mein Traum empor und schreckte
mich . . .
Sag, Amme, bin ich schön?
Die Amme:
Wie preis ich dich*^
du Stern! Doch da, die Fledite fällt . . .
Herodias:
Hinweg !
Wag soldien Frevel nicht! Der jähe Schredc
vor der Gebärde nur lässt jede Welle
des Blutes starren bis hinauf zur Quelle!
Fluch dieser lästerlichen Hand! Verkünde,
was für ein Dämon treibt dich so zur Sünde?
Der Kuss zuerst, die Salben, nun die Hand! —
Ich schaudre! Dieser Tag — o, ich empfand
es ahnend! — birgt im Schoss noch mehr!
Die Amme:
Verhüts der Himmel gnädig! Freilich sehr
seltsam ist diese Stunde ... Schattenhaft,
einsam schweift Ihr durch Eure Leidenschaft,
seht Euch entsetzt in früher Reife blühen, —
anbetungswürdig doch in diesem Glühen
kindlicher Schönheit . . .!
Herodias:
Wagst es einmal noch?
Die Amme:
War' ich, wem Ihr bestimmt seid!
102
Herodias:
Sdiweige dodi!
Die Amme:
Und wird er kommen ?
Herodias:
Lisch, du keusdies Licht!
Die Amme:
Wie sollte, Süsse, didi Bestürzung nicht
bei dem Gedanken an den Gott ergreifen,
dem keiner wehrt, dem sie entgegenreifen,
die bangen Reize, die didi blendend schmücken?
Und wem denn wahrt Ihr bebend das Enzücken,
das lockende Geheimnis Eures Leibes?
Mir!
Herodias:
Die Amme:
Ach was für eine blasse Blume Ihr
dann wäret, einsam wachsend und bewegt
vom eignen Schatten kaum im Wasser!
Herodias:
Hegt
dein Herz nur schnödes Mitleid oder — Hohn?
Geh!
Die Amme:
Glaub mir, Kind, ich hör ihn kommen schon
den Tag, dem dieser Trotz erliegt!
103
Herodias:
O wer
vermöchte mich wohl zu berühren, der
Löwen sich neigen! Und ich will auch nie
an Mensdilichem ein Teil, und wenn du, wie
schon oft, mich sahst mit starrem Blick, ein Stein,
dastehn, o Amme, war es, weil ich dein,
der Milch gedachte, die mich nährte . . .
Die Amme:
Klage
erfüllt mich um das Opfer, dem ich sage:
schon wölkt dein Schidksal schattend über dir!
Herodias:
Mir will ich blühen, ewig, einzig mir!
Ihr wisst es alle, schweigende Gefährten:
ihr, ohne Wind, versunkne grosse Gärten
von Amethyst, du Gold, verstedct im Dunkeln
des brachen Bodens, ihr, im keuschen Funkeln,
erlauchte Steine, deren klares Licht
mein Auge wahrt, und die ihr Glanz, Gewicht
und Grauen meinem jungen Haar gabt, Erze !
Doch du, in deren zeitverderbtem Herzen
die Bosheit der Sibyllen grinst, dass didi
von einem Sterblichen mir lästerlidi
zu sprechen lüstet, die du schauernd, bleich
aus den Gewändern schon, die Kelchen gleich
entblättert sinken, gleiten siehst die spröde
duftende Blüte meiner Sdiönheit, Schnöde,
gestehe, dass, wenn mich der laue Wind
des Sommers, dem die Frauen willig sind
104
sidi zu entsdileiern, sah in meiner herben
stemkühlen Nacktheit, ich auch schon zu sterben
nicht zögerte! Denn meiner Jungfernschaft
starres Geheimnis lieb ich, lieb die Haft,
die hüllend midi umwallende, der Haare,
und diesen Schauder, wenn die frierend klare,
die keusche Nacht in meine Kammer steigt
und ihre Kälte meinen Leib umsdiweigt,
den makellos auch keiner brauchen wird!
O du, von eisigem Panzer hell umklirrt,
glühend in Reinheit, ewige Sdiwester Nacht,
mein Traum hat sich geflügelt aufgemadit
und schwebt empor zu dir: idi bin allein
in meiner öden Heimat, ich bin dein,
und alles ringsherum ist wie das Dienen
von stummen Spiegeln, und es sdieint aus ihnen
in diamantner Stille nur mein Bild!
O Stille, die von Einsamkeiten schwillt!
Die Amme:
So wollt Ihr sterben?
Herodias:
Mütterchen, noch nidit.
Beruhige didh und geh jetzt, denk: sie spricht
aus ihrem harten Herzen, und — verzeih . . .
Vorher jedoch magst du die Laden sdiliessen: sei
die so verhasste Bläue mir erspart,
die buhlend sich dem Widerscheine paart
im feilen Fenster . . . Wellen wiegen sich . . .
105
Kennst du kein Land, sag, irgendwo da drüben
— denn in ein soldies Land verlangte mich — ,
in dessen Himmel sich die Spuren grüben
vom still im Laub erglühten Abendstern?
Nun zünde mir — ich lausche gar zu gern
dem leisen Tropfen, wenn die sdilanke Flamme
das Wachs in goldner Fessel schmilzt, noch, Amme,
die Fadceln an — du magst es töricht schelten —
und . . .
Die Amme:
Nun?
Herodias:
Leb wohl ...
Dir, meine Lippen, gelten
denn alle diese Worte? Nein, ihr lügt!
Mir ahnt ein Unbekanntes . . . Oder trügt
ihr nicht, und sinds, eudi selbst geheimnisvoll,
Seufzer der Kindheit, die schon scheiden soll,
ist es kein Traum nur, wenn ich mandimal meine,
fremd glitten mir vom Leib die kalten Steine?
106
NACH EMILE VERHAEREN
DIE MILDEN MÖNCHE
Sind Mönche mit so selig sanften Mienen»
dass man mit Rosen gern die Hände ihnen
und Palmen schmückte, blauen Baldachin
Hess ragend über ihren Häuptern ziehn
und ihren Schritten durch das Tal der Zeiten
möcht goldnen Pfad in Silbersaum bereiten:
und würden längs der Seen Gestaden schreiten
wie Lilien, die das Ufer still begleiten.
Nur einer Kerze Schimmer wagt ihr Geist zu breiten,
sie tragen süsse Liebe zur Gebenedeiten.
Sie sind von ihr durchglüht und wandeln sie
verkündend:
Stern tiefster Meere, Glanz das Firmament ent-
zündend.
Mit goldnen Lippen, wie das englische Gesinde,
rufen der Jungfrau Lob sie laut in alle Winde.
Und weil sie so in Andacht flammend flehn,
kommts, dass die Augen ihnen grösser offen stehn
als Menschen sonst; und würden in verzückten Qualen
mit ihrem Leben ihren Glauben zahlen.
Und an dem Liebesabend wird sie durch des Knaben
göttliche Hand im Kussdie Frömmsten gnädig laben.
109
Inhalts- Verzeichnis
Seite
Neue Gedichte
An den Herrn 1
Meiner Mutter 2
An meine Frau 4
Erwartung 5
Frühlingsahnen I 6
n 7
März (Kinderlied) 8
Schöpfung ........ 9
In der Heimat 10
Sursum 11
Sommers Einzug 12
Wolken . .13
Mozarts Spinett 14
England 15
Lange Zeit 16
Der Wind 17
Hochsommer ....... 18
Waldweben . . . . . .19
Der Nachen 20
Schlaflose Nacht . . . . . .21
An die Schönheit 22
Sonnenaufgang 23
Stunde der Ohnmadit . . . . . 24
Stunde der Fülle 25
Im Reisewagen 26
Wir 27
Die Stunden 28
111
Seite
Klänge vom Zirkus ...... 29
Seele 30
Spät 31
Schlaf . .32
Wiedersehen ....... 33
Ach, alle diese Worte ... . . . .34
Manchmal mein ich es zu halten ... . .35
Wir sagen Abend ... . . . . .36
Bin ich im Leben ... . . . . .37
Es wird sein ....... 38
Sternhelle Nacht 39
Nach einem Regentag-e ..... 40
In der Nacht 41
An Georg I 42
II 43
Der Kreis 44
Der traurige Mond ...... 45
Entführung ....... 46
Die alten Bilder 47
Jagdmorgen ....... 48
Vision 49
Der Stern 50
Meiner Mutter (Ein andres) . . .51
Das Wort 53
Sonnenuntergang 54
Aus einem Sonettenkranz „Heimat der Seele"
Wie hast du mich .... . . . .55
Ich muss aus allerersten Kindertagen. . . 56
Du bist mir, Mutter, immer noch ... 57
Vom Schnee ....... 58
Ich sah dich nachts am Fenster ... 59
Elegie der seligen Resignation .... 60
An Adalbert Stifter 63
Rembrandt, der Künstler. Eine Vision . . 66
112
Seite
Neue Nachdichtungen aus dem Fran-
zösischen
Nach Charles Baudelaire
Der Feind .... . . . 11
Der Albatros 78
Don Juan in der Holle ..... 79
Dein Schritt .... . . . . .80
Duft der Ferne 81
Verhör um Mitternacht ..... 82
Begräbnis eines verfehmten Dichters . . 84
Nach Paul Verlaine
Nevermore 87
Schäferstunde ....... 88
Der Spiesser 89
Alte Weise 90
Lass wechselseitig uns Verzeihung üben ... 91
Schlichte Weise 92
Mir ist, idi hörte Stimmen ... . . .93
Das ist das verzückte Sdimachten 94
Unendlidies Weh .... . . . .95
Nach Stephane Mallarme
Meeresbrise ....... 99
Herodias 100
Nadi Emile Verhaeren
Die milden Mönche 111
113
Die frühern Gedichte von Richard Schaukai um-
fassen folgende Bände :
Gedichte 1893*
Verse (1892—1896) 1896*
Meine Gärten. Einsame Verse, 1897
Tristia. Neue Gedichte 1897—1898. 1898*
Tage und Träume 1899*
Sehnsucht. Neue Verse 1900*
Pierrot und Colombine oder dcis Lied von der Ehe.
Ein Reigen Verse 1902
Das Buch der Tage und Träume. (Neue erweiterte
Ausgabe der „Tage und Träume", mit dem
Porträt des Dichters) 1902
Ausgewählte Gedichte 1904
Verlaine-Her edia. Ausgewählte Nach-
dichtungen 1906
(Die mit * bezeichneten Bände sind vergriffen und
werden nicht mehr aufgelegt)
Bei Georg Müller sind folgende Werke von Richard
Schaukai erschienen:
Kapellmeister Kreisler 1906
Giorgione 1906
Literatur 1906
Leben und Meinungen des Herrn Andreas von
Balthesser 1907 (5. Auflage 1908)
Schlemihle. Zwei Novellen 1907 (2. Auflage 1908)
114